Endstufen-Rückblick
Ein Handy welches über 5 Jahre alt ist schmeißt man oft weg, wenn es defekt ist. Einen funktionierenden PC, der älter als 10 Jahre ist brauchen auch die Wenigsten, weil er veraltet ist. Die heutige Unterhaltungselektronik ist kurzlebig und einem recht hohen Wertverfall unterlegen. Der Grund ist die fortschreitende Technik. Das neue Gerät wird deutlich verbessert und das Alte somit entwertet.
Warum sollte das bei Car-Hifi-Endstufen anders sein?
Macht es Sinn eine gebrauchte Endstufe zu kaufen bzw. eine Defekte reparieren zu lassen?
Endstufen werden seit über 20 Jahren nach einem sehr ähnlichen Strickmuster produziert.
Man könnte meinen die Technik sei stehen geblieben.
Warum ist das so?
Es gibt keine Bits und Bytes, keine Rechenleistung, Megapixel oder Speichervermögen.
Die meisten analogen Verstärker arbeitet im Wesentlichen nach dem selben Prinzip.
Spannungserhöhung und Stromverstärkung.
Dazu wird im sog. Netzteil die Spannung auf das gewünschte Leistungsniveau angehoben mittels Transformator und der eigentlichen Endstufe zugeführt.
Im Endstufenteil wird diese Gleichspannung wieder in eine sinusförmige Spannung geformt, die dem Musiksignal entspricht.
Die Schaltungstechnik ist in diesem Bereich seit vielen Jahren fast unverändert und wird heute teilweise noch so angewendet wie damals.
Die Halbleitertechnik ist zwar vorangegangen aber das eigentliche Problem die schaltungstechnisch bedingte Verlustleitung bleibt nach wie vor.
Die Wirkungsgrade von Class-AB Endstufen lagen und liegen auch heute noch bei 50-70 Prozent und sorgen für viel Verlustwärme, die das Gerät abgeben muss.
Wir benötigen also einen großen Kühlkörper, der gleichzeitig das Gehäuse einer Endstufe bildet.
In einer Endstufe kommen im Vergleich zu andern elektronischen Produkten sehr viele mittlerweile teure Rohstoffe vor, die vor 20 Jahren z.B. nur einen Bruchteil gekostet haben, wie heute.
Energie und Rohstoffpreise haben sich in den letzten Jahren deutlich erhöht.
Kupfer und Aluminium sind wesentlicher Bestandteil einer analogen Endstufe.
Der Preisdruck zwingt Hersteller dazu einzusparen, wo es nur geht.
Bei Endstufen ist das in der Regel aber die falsche Stelle.
Bei vielen billigen Geräten leidet zudem die Verarbeitungsqualität und die damit verbundene Lebensdauer, sie sind oftmals minderwertiger, wie die „alten Eisen“.
Argumente, die für einen gebrauchten Verstärker sprechen:
Eine hochwertig verarbeitete Endstufe ist im Vergleich zu einem PKW keinem nennenswerten Verschleiß unterlegen und kann bei entsprechender Handhabung sehr viele Jahre fehlerfrei laufen.
Neben der Lötverbindung selbst sind die einzigen Bauelemente, bei denen eine begrenzte Lebensdauer angegeben ist, Elektrolyt-Kondensatoren, die theoretisch im Laufe der Jahre an Funktionalität verlieren können.
Die jahrelange Erfahrung im Bereich Reparatur von elektronischen Komponenten hat aber gezeigt, dass Elkos nicht so schnell aufgeben, wie der Ruf, der ihnen vorauseilt.
Ausnahmen sind z.B. Röhrenfernseher oder Mainboards, in denen Elkos oftmals knapp dimensioniert und somit als Schwachstelle bekannt sind.
Mehrere Messungen an Elkos in Car-Audio Endstufen haben gezeigt, dass das weit verbreitete Austrocknen bzw. der Kapazitätsverlust extrem selten nachzumessen ist.
Die für Elkos wesentlichen Kenngrößen, wie Kapazität und Serienersatzwiderstand (ESR) haben durch eigene Messungen auch bei alten Endstufen nie wirklich Handlungsbedarf aufgezeigt.
Ausnahmen sind Elkos, die im Laufe der Jahre undicht werden und auslaufen können.
Die Betonung liegt hier aber eindeutig auf Ausnahme.
Auf ökologische Gesichtspunkte, die sich bei einer Reparatur als Alternative zum Neukauf ergeben, soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden.